mareike

Unsere Schweine

Vielleicht erst einmal grundsätzlich erklärt: 

Wir halten Sauen. Die kommen im Alter von etwa 6 Monaten als sog. Jungsauen von speziellen Aufzuchtbetrieben zu uns.

Wir belegen (= besamen) sie dann ab einem gewissen Alter mit dem Samen ausgewählter Eber. B.t.w.: Der Samen kommt in Tuben von einer sogenannten Besamungsstation. Hier werden nur Eber gehalten und deren Samen gewonnen. Viel Schweinerei also 😉

Die Sau ferkelt nach 3 Monaten, 3 Wochen und 3 Tagen bei uns im „Abferkelstall“ und zieht vier Wochen lang die Ferkel mit ihrer Milch sowie etwas Beifutter auf.

Dann wird „abgesetzt“, sprich die Ferkel werden von den Sauen getrennt und ziehen in den „Flatdeck“, den Ferkelaufzuchtstall (= Kindergarten) um. Nach rund 9 Wochen sind sie „Halbstarke“ und ziehen in den Maststall um, wo sie etwa dreieinhalb Monate wachsen. Mit etwa 120 kg Gewicht geht es dann zum Schlachter.

Die Rasse

Die Mamas:

„Topigs Norsvin TN70“ – was wie eine Kaffeemaschine klingt, ist eine Kreuzungssau aus Norsvin Landrasse und Z-Linie (Large White).

Vereint viele für die Zucht wertvolle Attribute: Fruchtbarkeit, Robustheit, Entspanntheit, Zutraulichkeit, sehr gute Mütterlichkeit.

Sie vererbt zudem hervorragende Wachstums- und Zunahmeeigenschaften bei den aus ihr hervorgehenden Masttieren.

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Die Papas:

Hier hilft wie oben beschrieben die Besamungsstation. Wir haben sage und schreibe ein männliches erwachsenes Tier im Stall: den alten Karl, unseren Eber.

Er hat eine sehr wichtige Aufgabe: die Sauen stimulieren. Steht das Besamen der Sauen an, zeigt er sich den Damen und wir können anhand des Verhaltens der Damen genau erkennen, ob eine Besamung jetzt gerade Sinn macht oder nicht. 

Da da nicht ein oder zwei Sauen gleichzeitig „rauschig“, also empfängnisbereit, sondern 50-60, muss Mareike dem Eber beim Besamen helfen. 99 % unserer Sauen werden künstlich befruchtet, und das ist hier im Betrieb Frauensache. Von Frau zu Frau deuten sich die Zeichen einfach besser. Und so werden die Sauen im Durchschnitt zwei Mal mit einer Portion Sperma aus der Besamungsstation besamt.

Die hier ausgewählten Erzeuger sind die Top-Typen unter ihresgleichen, den sog. Pietrain-Ebern. Sie passen in vielerlei Hinsicht sehr gut zu den genetischen Merkmalen unserer Sauen und erzeugen vitale und wüchsige Ferkel und später Schweine mit Schlachtkörpern, wie sie sein sollen.

Wir praktizieren und leben die Haltungsstufe 2 – „Stallhaltung plus“ und sind der Initiative Tierwohl (ITW) angeschlossen.

Unsere Tiere leben in Ställen, die so temperiert, beleuchtet und belüftet sind, wie es das Tier in seiner jeweiligen Entwicklungsstufe benötigt. Beispiel: eine Sau mag rundum 20°C, viel frische Luft und ein dämmriges Licht. Das dämmrige Licht und frische Luft mag auch das frisch abgesetzte Ferkel, allerdings bevorzugt dies gute 30°C in den ersten Tagen nach der Trennung von der Muttersau.

Moderne Technik im Stall macht es also möglich, dass wir die Bedürfnisse der Tiere jederzeit optimal bedienen können. Das ist gestützt durch computergesteuerte Regeltechnik in den Bereichen Lüftung und Fütterung. All dies ist nur in einem geschlossenen Stall, durch den Ausschluss von Umwelteinflüssen wie Nässe, Wind, Temperaturschwankungen oder starker UV-Strahlung, möglich.

Aber: bei uns heißt es auch noch „das Auge des Menschen füttert das Tier“. Wir schieben bei den Sauen im „Kreißsaal“ (Abferkelstall) bewusst und aus Überzeugung noch mehrmals täglich eine Karre mit Futter durch die Reihen, um jeder Sau von Hand die Menge Futter zu geben, die sie gerade benötigt und fressen möchte. So kann sofort eine Anpassung vorgenommen werden, wenn eine Sau mal mehr oder weniger Appetit hat. Und man hat, vielleicht anders als bei automatisierten Fütterungen im Abferkelbereich, die Tiere besser im Auge, da man mehrfach täglich auf optische Tuchfühlung mit ihnen geht. Ein kränkelndes Ferkel oder eine unzufriedene Sau fällt uns somit sofort auf und wir können darauf reagieren.

Gut zu wissen: wir fertigen einen großen Teil unseres Futters selber. Aus selbst angebautem Weizen, Gerste, Roggen und Erbsen. Den Rest liefert ein Futtermittelwerk aus der Region.

Unsere Tiere stehen allesamt auf Vollspaltenböden. Die Lochanteile in diesen Böden sind so gestaltet, dass Kot und Harn optimal abfließen können, die Tiere sich aber nicht an den Klauen verletzen können. Warum diese Form des Bodens? Für uns eine sehr bewusste Entscheidung, da wir auch schon viele Jahre mit geschlossenen Stallböden gearbeitet haben. Was passiert da? Da Schweine sehr reinliche Tiere sind und sich eine „Toilette“ einrichten (alle Schweine in einer Bucht machen in dieselbe Ecke. Da ist man sich einig!), passiert es bei (teil-)geschlossenen Böden des Öfteren, dass diese Toilette auf geschlossener Fläche eingerichtet wird. Die Folgen: Ammoniak dünstet aus, die Stallluft riecht mitunter bestialisch. Es bilden sich Urinpfützen, in denen sich Krankheitserreger explosiv vermehren. Die Tiere sind dreckig und krankheitsanfällig. Aus diesem Grund stehen wir voll hinter Spaltenböden in der Stallhaltung.

Haltungsstufe 2 bedeutet für die Tiere 10% mehr Platz im Stall als es gesetzlich vorgeschrieben ist. Ein Mehr an Platz bewirkt aus unserer Erfahrung heraus ruhigere, zufriedenere und wüchsigere Schweine.

Das Mehr an Platz setzen bestehende Betriebe in der Regel nicht durch den Neubau größerer Ställe um, sondern sie stallen einfach weniger Tiere pro Bucht ein. Dadurch bleibt so ein soziales Gefüge für das einzelne Schwein überschaubar. Da die Tiere eine Rangordnung herstellen, kann diese bei kleinen Zahlen von Tieren pro Bucht einmalig und stabil aufgebaut werden.

Bei Großgruppen und/oder höheren Besatzdichten lernt „Schwein“ täglich öfter mal neue Artgenossen kennen, was immer wieder zu Spannungen und Rangkämpfen führt. Das beobachten wir in unseren Ställen nur sehr selten.

Weniger Stress bedeutet hier entspanntes Wachstum und super Fleischqualität!

Unseren Schweinen steht ständig Stroh zur selbstständigen Entnahme aus Raufen zur Verfügung. Die Tiere beschäftigen sich sehr gerne damit und Stroh hat eine gewisse diätetische Wirkung, also einen positiven Effekt auf die Verdauung. Unser Stroh stammt von unseren eigenen Feldern, ist selbstverständlich frei von Pflanzenschutzmittelrückständen.

Sprich: richtig gute Ware!

Zusätzlich zum Stroh steht den Schweinen ein „Faserati“ zur ständigen Verfügung. Dies ist zu einer Knabberstange zusammengepresste Luzerne zum Abknabbern. 

Da ein geübter und geschulter Blick auf die Dinge nicht Alles ist, werden bei uns das Stallklima, die Futtermischungen sowie das Tränkwasser von externen Fachberatern in regelmäßigen Intervallen überwacht und beprobt. Zudem gibt es unangekündigte Audits, wo dann auch mal der ganze Betrieb in Augenschein genommen wird.

Wusstet Ihr nebenbei bemerkt, dass Futtermittel in Deutschland Lebensmittelqualität haben? Wenn die Kids also mal wieder das lecker süßliche Ferkelfutter probieren, haben wir keinerlei Bauchschmerzen dabei. Und die Kids auch nicht!

Wir haben eine Menge fachlicher Ausbildung hinter uns. Nach dem Abitur jeweils eine Ausbildung zum/zur Landwirt/in und danach ein Studium zum/zur Agraringenieur/in.

Zudem viel, viel Zeit in der Praxis. Wir haben viel gesehen und erprobt und für uns wichtige Schlüsse gezogen, um das Eine oder Andere zu optimieren.

Dennoch absolvieren wir jährlich mindestens eine Fach-Fortbildung, um neue Erkenntnisse zu gewinnen oder den Überblick über sich ändernde Bestimmungen zu behalten.

Auch ein Schwein wird mal krank. Bakterielle Infektionen können es notwendig machen, dass eine antibiotische Behandlung unausweichlich wird.

Dies, und nur dies, ist der Grund für die Verabreichung von Antibiotika in der Tierhaltung. Die noch immer kursierende Annahme, Antibiotika würden zur Leistungssteigerung eingesetzt, ist schlichtweg falsch.

Es ist in Deutschland seit Jahrzehnten verboten. Dass wir uns auch wirklich daran halten, dafür sorgen mehrere Kontrollinstrumente. Zunächst prüft unsere Tierärztin, ob der von uns geplante Antibiotikaeinsatz auch wirklich gerechtfertigt ist. Zweitens gibt sie genau vor, welches Tier welche Menge eines Medikaments an welchen Tagen erhalten darf. Wir wiederum dokumentieren, dass wir uns daran gehalten haben. Nach der Behandlung hat das Tier eine Wartezeit, die je nach Medikament unterschiedlich ist. Sie beschreibt die Zeit, in der das Medikament vom Tier vollständig verstoffwechselt wird. Innerhalb dieser Zeit nach Behandlung darf das Tier nicht geschlachtet und für den Verzehr verarbeitet werden.

Deutschland legt in seinen Vorgaben da noch eins drauf: hier gilt die Wartezeit plus pauschale sieben Tage. Somit ist wirklich sichergestellt, dass keine Antibiotikarückstände im Fleisch ankommen. Zu guter Letzt werden Stichproben am Schlachthof entnommen, um eventuelle Verstöße ahnden zu können.

Der Schlachthof macht zudem Folgendes: fällt bei der Schlachtung oder der Zerlegung am Schlachtkörper etwas auf, wird dies protokolliert und in einer Datenbank erfasst.

Diese Information wird dem Landwirt zur Verfügung gestellt. Man kann aus diesen Befunden eine Menge ablesen. Werden z.B. Lebern beanstandet, ist in der Regel eine häufigere Entwurmung der Tiere nötig. Gibt es Befunde am Zwerchfell, ist eventuell eine unerkannte Atemwegserkrankung durchgezogen. Das heißt in Zukunft besser aufpassen.

Die Schlachtdatenbefunde sind ein wertvolles Instrument, die Haltung wenn nötig weiter zu optimieren. Auch hier schaut immer wieder mal eine externe Instanz drauf, damit eventuelle Missstände nicht übersehen, sondern zeitnah behoben werden können.

Männliche Ferkel werden in unserem Betrieb kastriert. Das ist zwingend erforderlich, da sie sonst im Laufe ihres Wachstums Hormone entwickeln, die die Fleischqualität empfindlich beeinträchtigen. Das Fleisch riecht dann übel, ziemlich nach Pipi und ist ungenießbar. Darum geht man den Weg der Frühkastration.

Man wählt einen recht frühen Zeitpunkt für den Eingriff am Ferkel, damit er minimalinvasiv ist und die Heilung schnell vonstattengehen kann. Bei uns erhalten die männlichen Ferkel hierzu vor dem Eingriff ein Schmerzmittel. Dann wird gewartet, bis dieses sicher wirkt und die Ferkel werden unter Inhalationsnarkose kastriert.

Aus einem Eber wird dadurch der sogenannte „Borch“, der Kastrat. Die Ferkel vertragen diesen Eingriff überraschend gut und sind, sobald sie aus der Narkose erwacht sind, wieder zum Säugen an der Sau. Ein Zeichen dafür, dass das Allgemeinbefinden nicht erheblich gestört ist. Die Wunde verheilt komplikationslos nach wenigen Tagen. 

Wir wählen den Weg der Kastration, obwohl die Alternative der Ebermast zur Verfügung stünde. Letztere weist zwei wesentliche Nachteile auf:

  1. Wählt man den Weg der Immunokastration, muss den Ebern zweimal ein Impfstoff injiziert werden
  2. Wählt man den Weg der Ebermast ohne Impfung, führt das zu großer Unruhe im Stall (Sexualverhalten, Aufreiten) und die Vermarktung, so zeigen es die Erfahrungen anderer Betriebe, gestaltet sich schwierig bis unmöglich. Der Absatz von „Stinkerfleisch“ ist einfach nicht gegeben, verständlicherweise.